Künstlerpack
Vergangenen Freitag begab es sich, dass Dirk und ich zu Gast waren bei Nutzergruppe
2. Der Herr Ingenieur hatte auch weitere Gäste und es war ein sehr schöner bunter Abend, der sich eigentlich bis in den Morgen hinzog.
Nicht nur unter dem gleichmachenden Einfluss geistvoller Flüssigkeiten neigt man bei solchen Gelegenheiten zum Pauschalisieren. So ging es auch jener beliebten Nutzergruppe und mir, als uns klar wurde, dass während wir dem Rösten von Grillgut, Ausschenken von Getränken, Optimieren von Prozessen und weiteren praktischen Kleinigkeiten befasst waren, Dirk und ein ansonsten schwer klassifizierbares Individuum im tiefsten Sinne des Wortes aufgingen im Musizieren.
Während der eine der Westerngitarre Töne entlockte, die man nach dem Reißen der einen Seite und dem Umsetzen der übrigen nicht mehr erwartet hatte, lebte der andere den Beat, indem er den Stiel einer Plastikfliegenklatsche rhythmisch über die Rillen einer Spülbeckenabtropffläche gleiten ließ und gleichzeitig sowohl mit dem bestiefelten Fuß gegen die Kühlschranktür als auch mit der bloßen Hand auf die Arbeitsplatte trommelte. Sie genügten einander oder sogar sich selbst, brauchten weder Sprache noch Blicke und ließen sich nicht im Mindesten durch unsere Gespräche über Fährfahrpläne oder langsam verkohlende Würstchen ablenken.
"Künstlerpack", raunzte der Ingenieur, während wir das Grillgut wendeten, und wusste mich auf seiner Seite. Vor meinem inneren Auge tauchten zum dritten Mal vergessene, überquellende Mülleimer auf, die das häusliche Künstlertum sich einfach nicht ins Bewusstsein bringen kann, wenn gleichzeitig zum x. Mal ein für normale Zuhörer völlig unzugängliches Riff wiederholt werden muss. Oder Samstagabende, die in einem plötzlichen Schaffensdrang mit heftig Lösungsmittel verströmenden Buntlack oder wieder einmal dem Körper der ollen Gitarre anstatt meinem oder wenigstens anderen sozialen Kontakten zugebracht werden müssen.
"Aber wir wollen gar nicht ohne die", fügte er dann noch hinzu. Und ich musste nicht einmal einen prüfenden Blick auf die musizierende Spontankombo werfen, um zu wissen, was er meinte. Man verbringt doch gern mal wieder einen Samstagabend allein, wenn danach plötzlich das diffus erträumte, riesig strahlende Gemälde über dem Sofa hängt.
2. Der Herr Ingenieur hatte auch weitere Gäste und es war ein sehr schöner bunter Abend, der sich eigentlich bis in den Morgen hinzog.
Nicht nur unter dem gleichmachenden Einfluss geistvoller Flüssigkeiten neigt man bei solchen Gelegenheiten zum Pauschalisieren. So ging es auch jener beliebten Nutzergruppe und mir, als uns klar wurde, dass während wir dem Rösten von Grillgut, Ausschenken von Getränken, Optimieren von Prozessen und weiteren praktischen Kleinigkeiten befasst waren, Dirk und ein ansonsten schwer klassifizierbares Individuum im tiefsten Sinne des Wortes aufgingen im Musizieren.
Während der eine der Westerngitarre Töne entlockte, die man nach dem Reißen der einen Seite und dem Umsetzen der übrigen nicht mehr erwartet hatte, lebte der andere den Beat, indem er den Stiel einer Plastikfliegenklatsche rhythmisch über die Rillen einer Spülbeckenabtropffläche gleiten ließ und gleichzeitig sowohl mit dem bestiefelten Fuß gegen die Kühlschranktür als auch mit der bloßen Hand auf die Arbeitsplatte trommelte. Sie genügten einander oder sogar sich selbst, brauchten weder Sprache noch Blicke und ließen sich nicht im Mindesten durch unsere Gespräche über Fährfahrpläne oder langsam verkohlende Würstchen ablenken.
"Künstlerpack", raunzte der Ingenieur, während wir das Grillgut wendeten, und wusste mich auf seiner Seite. Vor meinem inneren Auge tauchten zum dritten Mal vergessene, überquellende Mülleimer auf, die das häusliche Künstlertum sich einfach nicht ins Bewusstsein bringen kann, wenn gleichzeitig zum x. Mal ein für normale Zuhörer völlig unzugängliches Riff wiederholt werden muss. Oder Samstagabende, die in einem plötzlichen Schaffensdrang mit heftig Lösungsmittel verströmenden Buntlack oder wieder einmal dem Körper der ollen Gitarre anstatt meinem oder wenigstens anderen sozialen Kontakten zugebracht werden müssen.
"Aber wir wollen gar nicht ohne die", fügte er dann noch hinzu. Und ich musste nicht einmal einen prüfenden Blick auf die musizierende Spontankombo werfen, um zu wissen, was er meinte. Man verbringt doch gern mal wieder einen Samstagabend allein, wenn danach plötzlich das diffus erträumte, riesig strahlende Gemälde über dem Sofa hängt.
Saskia - Dienstag, 19. September 2006
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